Unser Besuch in Marousi vom 19. bis zum 23. November 2024
Nach meinem ersten Besuch 2023 und den vielen Erzählungen, beschlossen Astrid und ich, diesmal gemeinsam unsere griechischen Mitstreiter zu besuchen, natürlich auf eigene Kosten.
Endlich war es soweit: Bei Sturm und Regen geht es am Dienstag zum Flughafen Düsseldorf. Begleitet werden wir von Molly, Astrids Klassenmaskottchen.
In Athen bei bestem Wetter angekommen, holen uns Doris und Reinhard am Flughafen ab. Groß ist die Wiedersehensfreude nach fast einem Jahr und es gibt viel zu erzählen.
Gleich am Abend kommt zu unserer Freude Katerina vorbei, einen Sack Streu und Futter für ihre Pflegekätzchen abholen.
Mittwoch
Der erste Morgen startet mit Doris‘ Fütterrunde und ein paar Abstechern zum Krankenhaus und anderen Fangstellen.
Astrid ist immer mit der großen Kamera und dem Tele dabei.
Ich freue mich riesig, viele der Katzen und Kater, die ich im letzten Jahr schon gesehen hatte, wieder zu treffen. Unter anderem die Graue Eminenz, einen Kater, der nur sporadisch am Schwimmbad vorbei kommt.
Aber es gibt auch viele neue Gesichter, denn wir haben seit dem Sommer die neue Fangstelle Panaiotis.
Nach der Runde ein kurzer Besuch bei Kroketa, von wo wir unser Futter beziehen. Hier arbeitet auch Eleni, die mehrere Futterstellen betreut und mit der wir am Donnerstag verabredet sind.
Um die Mittagszeit treffen wir uns mit Dimitris, ihn kannte ich noch nicht. Er kümmert sich um einen Wohnblock, wo Katzen nicht immer willkommen sind. Er versucht, die Menschen zu überzeugen und ist oft undercover für die Streuner unterwegs.
Die Katzen kommen direkt angelaufen und man sieht mit wie viel Herz Dimitris bei der Sache ist.
Wir gehen seine Runde, begleitet von den Streunern Bolek und Babis. Die Katzen hängen an ihrem Dimitris, der sie natürlich alle kennt und ihnen Namen gegeben hat.
Die vor Kurzem kastrierte Katze Motzi fehlt, aber am Nachmittag kommt sie und Dimitris schickt uns ein Video.
Am Nachmittag geht es mit Doris‘ Nachmittagsrunde weiter. Hier freue ich mich auch wieder auf alte Bekannte vom letzten Jahr.
Gut sehen sie aus!
Als letzte der Nachmittagsrunde wird die kleine Minna gefüttert. Sie hatte es mir im vergangenen Jahr besonders angetan. Doris ließ sie wegen einer Hautkrankheit in der Klinik untersuchen und pflegte sie anschließend. Von den offenen Stellen ist nichts mehr zu sehen. Minna bekommt weiter ihr Spezialfutter, was in diesem Fall einfach ist, denn sie ist eine Einzelgängerin, und lässt sich mittlerweile auch von Doris streicheln. Wir treten einen Schritt zurück, denn bei Fremden ist Minna sehr scheu – keine schlechte Angewohnheit für einen Streuner.
Abends treffen wir uns mit Spiros. Wir freuen uns sehr darauf!
Für Astrid ist es das erste Treffen, für mich ein Wiedersehen. Leider ist Spiros‘ Hund Zeus gestorben, der ihn sonst immer auf der Runde begleitet hat. Spiros erzählt uns davon, und man sieht, wie traurig er ist.
Seine Runde beginnt wie jeden Tag unten in der tiefen Zufahrt mit dem Anrühren seiner Spezialmischung. Natürlich kommen auch hier die Streuner sofort angelaufen.
Während der Runde treffen wir auch Kater Bochum, der ein stattlicher, mittlerweile kastrierter, Kater geworden ist. Die kleine zutrauliche Katze Claudia ist leider letztes Jahr ein Opfer des Verkehrs geworden. Ich war sehr traurig, als ich die Nachricht bekam. Spiros hat das Kätzchen Claudia II gefunden, ein kleines Tiger-Mädchen. Hoffentlich treffen wir uns wieder!
Spiros erzählt uns von einem „Dreibeinchen“, das in die Klinik soll. Ob es eine Katze oder ein Kater ist, kann er noch nicht sagen. Er muss es aber dringend fangen, damit es behandelt werden kann.
Ob es gelingen wird?
Spiros füttert in zwei Gebieten; beide haben einen Umkreis von etwa einem Kilometer und grenzen an die bekannten Fangstellen von Nora, Eliane und Barbara bzw. Desi an. In einem kleinen Park sind wieder einige Kleine und auch noch nicht kastrierte ältere Tiere. Doris und Spiros wollen hier in den nächsten Wochen aktiv werden, damit auch diese kastriert und medizinisch versorgt werden können.
Viel zu schnell geht diese nächtliche Runde vorbei und es heißt schon wieder Abschied nehmen.
Donnerstag
Astrid und Reinhard machen sich auf den Weg zur Akropolis, die alte Kultur Athens kennenzulernen.
Doris und ich machen ihre tägliche Routine. Zur Morgenrunde gehören die Futterstelle am LKW …
die Futterstelle Filia …
Die Ms sind von oben nach unten: Manni, Mio, Mira, Mavromichalis, Minos, Martha, Meli und Mickey
und die Fangstelle Panaiotis. Hier kommen die Katzen aus allen möglichen Richtungen angelaufen.
Auf dem rechten Bild von unten nach oben: Alice, Teo, Iota, Nora, Simon, Siggi, Oskar, Anton, Chrysa (in der weißen Kiste) und Alan
Zwischendurch schauen wir kurz in der Klinik bei Guliana vorbei und besprechen die anstehenden Termine.
Nach der Versorgung der Pflegekatzen im Haus und einer kleinen Stärkung geht’s auf zur Nachmittagsrunde.
Zu ihr gehören Marias ehemalige Futterstelle und die Futterstelle an der Rematiá …
die Fangstelle Avgi und die Futterstelle Butters …
sowie die Futterstelle Troias (Büro).
Hier freue ich mich besonders über den gesunden Appetit von Charlotte, die Anfang November mit schlimmen Verätzungen an der Zunge und im Mäulchen in die Klinik gebracht werden musste.
Aber es gibt immer noch ein Sorgenfellchen, Herrn Flauschig. Er war tagelang verschwunden, kam nach zehn Tagen schwer verletzt wieder und wurde von Georgos, einem Büroangestellten, zum Tierarzt gebracht.
Da Herr Flauschig auch am Unterkiefer verletzt war, kann er sein Futter nur noch schlecken und wird morgens und abends von Georgos und nachmittags von Doris versorgt.
Oh weh, vor lauter Erzählen gehen wir auf dem Rückweg in der Kurve an einer Stelle vorbei – aber der Tiger läuft neben uns her, erinnert uns lauthals und wir gehen zurück. Ordnung muss sein!
Weiter geht’s mit der Fangstelle Georgos und der Fangstelle Luise …
sowie mit der Futterstelle Villa Kunterbunt und der Futterstelle Irini.
Ich bin immer wieder fasziniert, wie gut die Streuner aussehen und wie sehr sie an ihrer Doris hängen. Die Erfolge unseres kleinen Vereins stehen hier lebendig vor uns … Kastrieren, regelmäßig füttern und medizinisch versorgen – und zwischendurch eine kleine Schmuseeinheit. Auch so kann ein Streunerleben sein.
Wären da nicht auch Schattenseiten. Abends haben wir uns mit Katerina verabredet. Unterwegs finden wir eine junge dreifarbige Katze, die gerade einen Autounfall hatte. Wir schauen nach, aber sie ist schon gestorben. Wir können nicht alle retten, aber Hinsehen und Handeln, wenn es möglich ist.
Katerina betreut eine unserer Pflegestellen. Groß sind die Zwerge inzwischen geworden. Poirot mit seinem tollen Schnurrbart und Loukas, der als Kleiner sehr kämpfen musste.
Katerina zeigt uns, was sie alles für den Winter für ihre Streuner, die draußen leben, vorbereitet hat.
Sie sehen alle richtig gut aus dank ihrer Pflege. Wir bringen als Gastgeschenk ein Bettchen mit, das sofort belegt wird. Danke an die Spenderin!
Bei Katerina fühlt es sich an wie ein Familienbesuch.
Auch wenn Astrid und ich schwer mit der Sprache kämpfen. Wir essen gemeinsam, unterhalten uns mit Doris‘ Hilfe, ein paar Worten, die wir bisher gelernt haben, mit Händen und Füßen oder einfach mit dem Herzen.
Und wir spielen mit den Katzen.
Viel zu kurz ist auch dieser Besuch …
Nachts erhält Doris von Spiros die Nachricht, dass das Dreibeinchen gekommen war.
Er will von nun an die kleine Falle mit zum Füttern nehmen.
Freitag
Eleni, die bei Kroketa arbeitet, hatte ich im letzten Jahr nur einmal kurz im Laden getroffen. Damals hatte ich versprochen, dass wir sie beim nächsten Mal besuchen. Heute Morgen ist es endlich soweit. Wir lernen ihren Hund und ihre Katzen kennen.
Wir fühlten uns auch hier warm und herzlich aufgenommen – von Eleni und ihren Tieren.
Natürlich waren Katzen und Hunde unser Thema! Auch Eleni kümmert sich um kleine Streunerchen und füttert in ihrer Gegend.
Und schon wieder müssen wir aufbrechen – wohin? – natürlich zur Morgenrunde von Doris.
Zwischen der Fangstelle Panaiotis und dem Krankenhaus sieht Doris eine Frau – gefolgt von drei Katzen – auf dem Weg zu den Mülltonnen. Wir halten an, Doris spricht mit der Frau und erfährt, dass sie mehrere Streuner füttert, von denen noch nicht alle kastriert sind. Es wird hier wohl bald eine neue Fangstelle geben.
Im Anschluss sind wir in der Praxis mit Giuliana und Desi verabredet.
Zuerst bekommen wir eine exklusive Führung in ihrer kleinen Klinik: Untersuchungsraum, OP, Röntgen, Stationäre Aufnahme. Unter den stationären Tieren sind derzeit vier Katzen von uns: die Kätzchen Alina und Elena sowie Siggi mit Katzenschnupfen und Katze Kopela nach überstandener Kastration und Augen-OP.
Giuliana, unsere Tierärztin arbeitet eng mit uns zusammen und hat ein Herz für Streuner, was nicht selbstverständlich ist. Desi ist der gute Geist der Praxis, sie unterstützt Giuliana und kümmert sich auch um die stationären Patienten. Und wenn sie nicht in der Praxis ist, betreut sie ihre Fang- und Futterstellen und kümmert sich um kleine oder kranke Streuner.
Nach einer Mittagspause mit Doris‘ Pflegekatzen …
brechen wir zur Nachmittagsrunde auf …
zu vielen mittlerweile auch uns beiden bekannten Gesichtern – einige werden den Lesern sicher auch bekannt sein – darunter:
Abends fahren wir dann zu einem Konzert (R. Strauss, Brahms und Rimski-Korsakow) …
und treffen dort unseren Grafiker Alexander, der das Artemis Logo entworfen hat, und seine Mutter.
Sicherheitshalber schickt Doris an Spiros eine Nachricht, dass – sollte er das Dreibeinchen fangen – er es gegen Mitternacht noch bringen kann.
Spät am Abend zurück, fangen Astrid und ich an zu packen, denn am nächsten Morgen soll es früh losgehen. Doris hatte von Spiros die Nachricht erhalten, dass er seit 22.30 an der Futterstelle gewartet hatte, aber das Dreibeinchen war nicht erschienen, und Doris ging ins Bett.
Kurz vorm Einschlafen, es war inzwischen nach Mitternacht, erhält sie von Spiros die Nachricht: „Dreibeinchen ist gekommen!“
Wir haben gepackt und sind bettfertig angezogen, da klopft es leise an der Tür. Doris kommt aufgeregt ins Zimmer: „Spiros versucht gerade, das Dreibeinchen zu fangen.“
Wir sind wie elektrisiert. Doris starrt gebannt auf das Handy, ob eine neue Nachricht kommt.
Spiros meldet sich:
+++ Liveticker aus Marousi +++
00:35 Uhr: „Dreibeinchen nähert sich der Falle …“
00:36 Uhr: „Dreibeinchen geht in die Falle und ist halb drin ….“
Aufregung pur!
00.38 Uhr: „Dreibeinchen frisst in der Falle, aber die Tür fällt nicht zu …“
Wir vergaßen fast, zu atmen …
00:45 Uhr: „Geschafft!“
Dreibeinchen ist in der Falle und Spiros macht sich auf den Weg zu uns.
Nun warten wir – mittlerweile auch wieder straßentauglich bekleidet – am Küchenfenster auf Spiros und die Katze. Die Zeit vergeht so schnell wie bei einer Wurzelbehandlung beim Zahnarzt.
Nach gefühlten Stunden ist Spiros da. Dann geht alles ganz schnell. Doris setzt Dreibeinchen aus der Falle um und zum ersten Mal können wir es aus der Nähe sehen.
Die Wunde sieht nicht gut aus. Morgen früh will Doris das Dreibeinchen direkt zu Giuliana bringen. Wir verabschieden uns herzlich von Spiros.
Danach ist an Schlaf nicht mehr zu denken und mal ehrlich – drei erwachsene Frauen, die nachts gegen 2 Uhr am Fenster auf ihren Prinzen warten … Damit hatten wir nicht gerechnet. Aber genau das hat uns noch einmal gezeigt, was die griechische Mannschaft wirklich leistet. Nachts, wenn andere im Bett liegen, sind sie für ihre Streuner unterwegs.
Nach einer sehr kurzen Nacht sind wir schon wieder auf dem Weg zum Flughafen.
So schnell verging die Zeit – viel zu schnell.
Im Flieger lassen wir noch einmal die sehr intensive Zeit in Marousi Revue passieren.
Wir sind sehr glücklich, dass wir mit unserem kleinen Verein in Marousi so viele Streuner und unsere Mannschaft dort unterstützen!
In diesen paar Tagen haben wir viele engagierte Tierschützer kennen gelernt bzw. wieder getroffen, die wirklich ihr letztes Hemd für die Streuner geben und sich mit Herzblut um ihre Streuner kümmern.
Es war der Beginn bzw. die Fortsetzung einer besonderen Reise, um Freundschaften zu schließen und zu festigen, mit Menschen, die wir ohne die Streuner nie getroffen hätten.
Und es gilt noch immer, was ich im letzten Jahr schrieb, nun aber mit Astrid gemeinsam:
„Uns alle eint, dass wir hinsehen und anpacken, wo sonst keiner hilft.“
Wir freuen uns auf das Wiedersehen im nächsten Jahr mit allen Zwei- und Vierbeinern
Eure Astrid & Claudia
Nachtrag
Dreibeinchen ist ein Kater.
Asias wurde Samstag früh in die Klinik gebracht und am Mittwoch operiert.
Die Operation verlief gut. Zum Glück ist Asias ein so lieber Patient, dass die Nachsorge leicht fällt, die Naht gut verheilt und er sich in Ruhe erholen kann.