Marias Futterstelle

In der Nähe von Angelikis und Doris‘ Futterstelle kümmert sich Maria seit vielen Jahren um Streuner. Die meisten hat sie schon kastrieren lassen.
Obwohl Maria in unserer Nähe wohnt, wusste ich drei Jahre lang nichts von ihr, denn viele Tierschützerinnen arbeiten „im Verborgenen“, um Anfeindungen der Nachbarn aus dem Weg zu gehen.

Im Dezember 2013 lerne ich Maria kennen.
Nachdem ich einen Kater gefangen hatte, der bereits kastriert war, fragte ich in der Nachbarschaft herum, wer sich außer mir noch um Katzen kümmert, bis mich endlich jemand auf Maria aufmerksam machte.
Seitdem helfe ich ihr beim Fangen.


Den schwarzweißen Kater links sowie die Schildpattkatze fangen wir im Dezember 2013 …

ebenso einen schwarzer Kater, den Reinhard für den Transport zum Tierarzt in einen Korb umsetzt.

Als der Kater zurückkommt, nähern sich unsere Streuner Schilinski und Tabby neugierig und wundern sich wahrscheinlich genau wie ich – so viel Zeit braucht selten ein Kater, bis er aus der Box kommt.

Mitte Mai 2014 hört Maria ein verzweifeltes Miauen. Sie geht in den Garten, findet zwei Kätzchen und versorgt sie in ihrer Wohnung weiter.
 Ein Freund ihres Sohnes nimmt die beiden später bei sich auf.

Der große und sehr liebe Kater Petros ist ein schönes Beispiel für die gute Zusammenarbeit an unseren Futterstellen.
Petros wird als etwa einjähriger kastrierter Kater an Hennys Futterstelle MuSp ausgesetzt. Weil er stark erkältet ist, bringe ich ihn zum Tierarzt, wo Petros eine Woche bleibt, und pflege ihn bei uns weiter.
Als es Petros wieder gut geht, er aber nicht an seine alte Futterstelle zurück soll, weil dort Katzen verschwunden waren, nimmt Maria Petros Anfang Mai 2014 bei sich auf.

Im Juni darf Petros nach draußen, zunächst mit Maria zusammen.
Er hat sein neues Zuhause akzeptiert, fühlt sich wohl und macht überhaupt keine Anstalten wegzulaufen.
Warum auch? Bei der Liebe!

Ein halbes Jahr später hat der Kater nicht nur Marias Herz gewonnen.

Leider viel zu oft erleben wir auch Trauriges. Manchmal berichte ich davon, denn es gehört zu unserer Streunerhilfe dazu. Wir können und müssen es verkraften, denn sonst würden wir Augen und Ohren verschließen und nicht mehr versuchen zu helfen.
Anfang Oktober sieht Maria dieses Kätzchen, dem es gar nicht gut geht, das sich aber sofort versteckt, wenn es Menschen sieht. Als wir es endlich fangen können, ist es leider schon zu spät. Es hat keine Kraft mehr zum Überleben und stirbt beim Tierarzt.

Wir setzen alles daran, so viele Katzen wie möglich zu kastrieren – nicht zuletzt, damit das viel zu frühe Sterben der ungewollten Kätzchen ein Ende hat.
Zu Marias Futterstelle kommen auch viele Streunerkatzen aus der Nachbarschaft. Alle sollen kastriert werden und wir fangen im Herbst 2014 sieben Katzen und einen Kater. Darunter ist eine kleine Katzenfamilie, eine Mutter mit ihren beiden Töchtern. Es ist unser erstes Mal, dass zwei Katzen zusammen in einer Falle gefangen werden.

Im Gemeinschaftsgarten hinter Marias Wohnhaus erscheint im Sommer 2014 eine sehr liebe Katze mit ihren beiden Babys. Als diese etwa drei/vier Monate alt sind, bringen wir die Mutter zum Kastrieren. Wir nennen sie Mana.

Nach ihrer Kastration bleibt sie mit ihren Kindern zusammen. Die kleine Familie wird weiter von Maria versorgt. Unkastriert hätte die Katzenmutter ihre Jungen bald sich selbst überlassen, um sich wieder zu paaren und die nächste Generation aufzuziehen.

Im Januar 2015, werden auch Manas Kinder kastriert, ein Kater und eine Katze.

Als wir die beiden fangen, kommen wir mit einem Anwohner ins Gespräch, der am Flussbett, der Rematiá, zwei Katzen füttert. Eine hat er bereits kastrieren lassen, die andere ist so scheu, dass er sie nicht fangen kann. Da sie aber angelaufen kommt, wenn er sie ruft, war es ein Leichtes für uns mit der Falle.
Und nach der Kastration:

Der Anwohner erzählt uns, dass Mana, die Mutter der beiden jungen Katzen Marios und Mary, bei einer Familie in seinem Haus wohnte. Wenn die Katze rollig war, wurde sie nach draußen gelassen.
Die süßen Katzenbabys waren später willkommen, aber sobald sie groß genug waren, um Unsinn zu machen, wollte die Familie die Kätzchen nicht mehr in der Wohung behalten.
Mit dem letzten Wurf setzten sie schließlich die Mutter auch nach draußen.
Endlich konnte sie kastriert werden.
Höchstwahrscheinlich waren die beiden Kätzchen, die Maria im Mai 2014 gefunden hatte, auch Manas Kinder. Was aus ihren anderen Katzenkindern geworden ist, wissen wir nicht.

2015 werden insgesamt drei Katzen und vier Kater kastriert, darunter diese drei.

Da sie sehr scheu sind, brauchen wir Geduld und müssen sie erst einmal daran gewöhnen, in Marias Garten zu fressen. Außerdem sollte sie unsere Anwesenheit nicht stören, damit Maria zwei Kätzchen füttern und ich das dritte in die Falle locken kann.

Und es gelingt. Wieder drei, die keinen Nachwuchs mehr zeugen bzw. bekommen, dem etwas Schlimmes zustoßen könnte.

Im Februar schneit es in Marousi. Vor Marias Haus werde ich freundlich von diesem kleinen Mann empfangen.

Auf Marias Bett lassen es sich sieben Katzen gut gehen. Leider sind die ersten drei schneller verschwunden als ich die Kamera herausholen kann.

In den folgenden Jahren geht es weiter. Es wird gefüttert, kranke Katzen werden behandelt und die Kastrationen werden fortgesetzt:

2016: 2 Kater
2017: 3 Katzen und 2 Kater.
2018: 2 Katzen und 3 Kater
2019: 1 Katze und 3 Kater
2020: 1 Katze und 2 Kater
2021: 1 Katze und 1 Kater

Seit 2016 werden in Marias Nachbarschaft keine Katzenbabys mehr geboren. Wenn junge Katzen neu an der Futterstelle erscheinen, dann sind sie zugelaufen oder wurden ausgesetzt und werden so schnell wie möglich kastriert.
2021 waren es vorerst die letzte Katze und der letzte Kater.

Die Futterstellen, über die beispielhaft alles berichtet wird, was im Laufe der Jahre passiert, sind Elenis Futterstellen.

Hier möchte ich die Geschichte von Marios weiter erzählen, der zusammen mit Mutter und Schwester im Sommer 2014 ausgesetzt und im Januar 2015 kastriert worden war.
Marios wird auch von Panaiotis gefüttert, der hinter Maria wohnt und dessen Terrasse an Marias Terrasse anschließt. Im August 2018 fällt Panaiotis eine schlimme Wunde an Marios‘ Schwanz auf, aber der Kater lässt sich nicht fangen.
Erst nachdem Panaiotis kein Futter mehr herausstellt und Marios nur noch bei Maria in einem Korb Futter findet, gewöhnt er sich daran, „drinnen“ zu fressen und geht schließlich auch in die Falle.
Der Schwanz ist nicht mehr zu retten und muss amputiert werden, aber Marios wird vor einer Blutvergiftung bewahrt.

Wie schon andere Streunerkatzen vor ihm, findet Marios in der Klinik keine Ruhe. Als die Tierärzte am Morgen in den Raum kommen, sieht der Fußboden aus … Streu, Futter, Wasser und Zeitungsschnipsel sind dort verteilt.
Also hole ich Marios zu uns, wo ich ihn in einer ausgedienten Falle vorsorge.

Es sieht zwar morgens nicht viel anders aus als in der Klinik …

aber hier es ist einfacher, alles wieder sauber zu machen …

denn Marios lässt sich zum Saubermachen der Falle und auch für die Fahrten zum Tierarzt – er bekommt ja noch seine Spritzen – bequem in einen Korb umsetzen.

Und endlich ist es soweit:

Marios bleibt in den Gärten und auf den Terrassen zwischen den Häusern. Ich sehe ihn lange Zeit nicht wieder, weiß aber von Maria und Panaiotis, dass es ihm gut geht. Erst nach eineinhalb Jahren bekomme ich ihn das erste Mal wieder vor die Kamera.

Und was ist aus Mary, Marios‘ Schwester geworden?
Auch ihr geht es gut, sie hat liebe Menschen gefunden, die sie auf ihrer Terrasse füttern. Mary kommt nur noch sehr selten nach draußen ans Flussbett.

Januar 2023

Nun muss ich etwas sehr Trauriges von Maria berichten.
Ab 2022 geht es ihr gesundheitlich immer schlechter und sie geht kaum mehr aus dem Haus. Ihr Sohn versorgt die Streuner zunächst weiter. Im Sommer 2023 erfahren wir von ihm, dass Maria gestorben ist und dass er aus beruflichen Gründen nicht mehr weiter füttern kann.

Marias Streuner finden schon länger auch bei Nachbarn Futter und werden ab Sommer 2023 einmal täglich auf meiner Nachmittagsrunde versorgt, damit ich sehe, wie es ihnen geht.

Der immer noch sehr scheue Marios ist jeden Tag dabei.

Alle haben sich schnell auf das regelmäßige Füttern eingestellt.
Ich denke jeden Tag an Maria. Wie würde sie sich freuen, dass es ihren Katzen gut geht.