Papillon

Papillon ist eine ganz besondere Katze. Sie gehört zu Georgos‘ Futterstelle, unserer Fangstelle Georgos, kommt aber auch zu anderen Futterstellen in der Nachbarschaft.
Seit über einem Jahr habe ich schon von ihr gehört – auch, dass man sie nicht fangen kann.
Am 27. Juli 2019 sehe ich sie zum ersten Mal.

Dora und Kitty, zwei Anwohnerinnen, kennen Papillon schon länger. Von Kitty, die Papillon den Namen gab, erfuhr ich, dass Papillon nur einmal im Jahr Junge wirft und Dora wusste, dass eine Schildpattkatze und eine Glückskatze von 2017 sowie diese drei Katzen, die im Oktober 2018 kastriert wurden, Papillons Kinder sind.

Im August 2019 bringt Papillon den neuen Nachwuchs mit zur Futterstelle:
Drei Katzenkinder, die scheu wie die Mama sind, und sich zunächst nur mit Zoom fotografieren lassen.

Die Kleinen haben einen guten Appetit. Die Mutter ist meistens in der Nähe und gibt auf sie Acht. Die anderen Streuner der Futterstele dulden den Nachwuchs.

Ich freue mich immer, wenn Papillon über die Straße zur Futterstelle kommt.
Aber mir ist natürlich auch klar, dass es schwer sein wird, sie zu fangen.
Wie schwer, ja sogar fast unmöglich, das ahne ich noch nicht.

Eines Tages im September sehe ich Papillon in einem Garten gegenüber von Georgos Futterstelle sitzen.

Unterhalb der Mauer hängt ein Busch weit über den Bürgersteig. Da ich schon damit rechne, dass es nicht einfach wird, die drei Jungen zu fangen, beschließe ich, sie getrennt von den anderen Katzen der Futterstelle unter dem Busch zu füttern.
Es klappt. Alle vier nehmen den Platz an und von den anderen Katzen kommt selten eine herüber.

Im Oktober das gleiche Bild.

Langsam wird es Zeit für die Kastration der Jungen. 
Weil ich fürchte, dass sie nicht ohne Weiteres in die Falle gehen werden, stelle ich Anfang November einen Korb fürs Futter auf, damit die drei sich daran gewöhnen, dass es kein Futter mehr im Freien gibt.

Drei Wochen später wird der Korb verlängert, damit die Katzen bis hinten zum Futter gehen müssen.
Und siehe da, auch das funktioniert, alle drei quetschen sich hinein.

Das Anfüttern im Korb hat sich gelohnt. Als ich Anfang Dezember die Falle aufstelle, fange ich sofort die ersten beiden: zwei Kater, die wir Dexi und Chin nennen. Schon am Tag darauf geht ihre Schwester Midi in die Falle.

Midi hatte aus der Nähe mit angesehen, wie ihre Brüder gefangen wurden, ist danach aber seelenruhig zum Futter in den Korb gegangen. Das hat mir Hoffnung gemacht, dass ich sie auch bald fangen kann, aber so schnell, damit habe ich nicht gerechnet.

Von der Futterstelle gegenüber hat noch eine Katze zugesehen: Tartarouga. Bis ich sie fange, soll es noch eine Weile dauern … Aber das ist eine andere Geschichte.

Den Korb lasse ich noch stehen, vielleicht kann ich Papillon auch fangen?
Ihre Kinder fressen nach wie vor im Korb.

Auch Papillon geht hinein.

Aber sobald ich mit der Falle komme …
Die meisten Katzen setzen sich unter ein Auto in der Nähe und beobachten, was passiert. Ist Futter in der Falle und ich beobachte sie aus der Ferne, kommen sie hervor, gehen zur Falle, um sie herum, später auch hinein.
Nicht so Papillon. Sobald sie die Falle sieht, verschwindet sie durch verschiedene Gärten ganz weit weg und lässt sich tage-, ja manchmal sogar wochenlang nicht mehr blicken.

2020

Kitty zeigt mir Anfang 2020 eine geschützte Stelle auf der anderen Straßenseite, wo sie Papillon jeden Morgen füttert, wenn sie mit ihrem Hund Gassi geht. Wir stellen den Korb dorthin, Papillon frisst auch ohne Scheu drinnen, aber als wir den Korb gegen die Falle austauschen, kommt sie fürs Erste nicht wieder.

Die kleine Familie füttere ich weiterhin unter dem Busch …

und die anderen Katzen gegenüber.

So geht es bis zum Mai.

Dann wird der Busch so beschnitten, dass er nicht mehr bis nach unten hängt, und ich füttere schräg gegenüber, wo Papillon – geschützt durch ein Mäuerchen und ein Auto – fressen kann. Nach und nach kommen auch die anderen Streuner an diesen Platz.

Ende Juli ist es dann wieder so weit, Papillon bringt ihren neuen Nachwuchs mit zur Futterstelle.

Diesmal sind es zwei langhaarige Kätzchen.

Im Spätsommer und Herbst, jeden Tag ein ähnliches Bild: Die anderen Streuner links oder auf dem Mäuerchen, Papillon mit ihren Jüngsten rechts daneben.
Die weiße Katze ist übrigens Chioni, Papillons Tochter von 2018.

So sehr ich mich auch über den neuen Nachwuchs freue, so sehr mache ich mir schon wieder Gedanken, wie ich die Kleinen fangen kann.
Im November stelle ich einen Korb auf. Neugierig wie die Kleinen sind, gehen sie hinein – aber eben nicht nur sie – und ich stelle mehr Körbe auf.

Schließlich kommt noch eine Falle hinzu.

Da ich die Sachen nicht stehen lassen kann, fahre ich zwei/drei Wochen lang mit vollbepacktem Auto zur Futterstelle.

Der Aufwand lohnt sich. Beide Kätzchen fressen ohne Scheu in der Falle.

Nun muss ich nur noch den richtigen Zeitpunkt abpassen. Es sollte nur eins der Kätzchen an der Futterstelle sein, damit das andere sich nicht erschreckt, wenn die Falle zufällt.
Ende November ist es so weit. Das erste der beiden Kätzchen wird gefangen, es ist eine kleine Dame, Chinny.

Schon einen Tag später wird ihr Bruder Lemmy gefangen. Glück gehabt, dass er kommt, während Chinny noch in der Klinik ist.

Kastration gut überstanden! Wieder einen Tag später bringe ich beide zur Futterstelle zurück.

Wie ihre Mama bleiben sie sehr scheu …

kommen aber weiterhin täglich zur Futterstelle.

Ein Korb für Papillon bleibt noch stehen. Sie frisst gern darin, aber sobald ich ihn gegen die Falle austausche, kommt sie tagelang nicht wieder. 
Auch in diesem Jahr kann sie nicht kastriert werden.

So sind wir gespannt auf den Nachwuchs dieser scheuen Katze im kommenden Jahr.

An der Futterstelle geht derweil alles seinen gewohnten Gang, jeden Nachmittag warten Familie Papillon und die anderen Streuner auf ihre Zwischenmahlzeit.

2021

Ab Februar 2021 sehe ich Chinny und Lemmy oft in Mardzis Garten, aber sie kommen auch noch zum Mäuerchen.

In der Nähe von Georgos Haus füttert Mardzi jeden Abend. Hier ist Chinny gerade an Mardzis Futterstelle. 
Weil auch Papillon oft kommt, füttert Mardzi ein paar Wochen im Korb. Aber wie könnte es anders sein: Kaum tauschen wir den Korb gegen die Falle aus, kommt Papillon nicht wieder. 

Im April ist es nicht mehr zu übersehen, Papillon ist wieder trächtig.
Irgendwann im Mai werden die Jungen geboren und Papillon kommt in der Folgezeit nur kurz zur Futterstelle.

Ab dem 1. September bringt sie zwei Kleine mit. Diesmal ist ein Kätzchen dabei, das ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ist und es bekommt – egal ob Mädchen oder Junge – gleich einen Namen: Mini-Papillon.

Das andere ist, wie sein zwei Jahre älterer Bruder Dexi, ein ganz schwarzes Kätzchen. 
Papillon kommt zusammen mit ihren Jüngsten zur Zwischenmahlzeit.

Nur selten kommen die Kleinen ohne die Mama.

Sie entwickeln sich prächtig, beschützt von Papillon …

im Kreise der Familie, gelber Punkt: Chioni, geboren 2018; orange Punkte: Chin und Dexi, geboren 2019; roter Punkt: Chinny, geboren 2020; lila Punkte: Mini-Papillon und sein Geschwisterchen, geboren 2021; weißer Punkt: ihre Katzenmutter Papillon.

Hin und wieder schaut diese junge Dame vorbei, Midi …

die Wurfschwester von Dexi und Chin. Die drei hatte ich 2019 unter dem Busch gefüttert und auch dort gefangen.
Ich freue mich immer, wenn ich sie wohlauf sehe.

Damit es Mini-Papillon und dem kleinen Schwarzen auch weiterhin gut geht, sie nicht auf Weibchensuche gehen müssen bzw. in Paarungsstress oder -kämpfe geraten, muss das Fangen zur Kastration vorbereitet werden.
Von Nantzi höre ich, dass die beiden zusammen mit fünf/sechs anderen frühmorgens auf ihrer Terrasse auf Futter warten.
Sie füttert von nun an im Korb, später in der Falle. Die Kätzchen verschwinden zwar, nachdem ich die Falle hinstelle, aber Nantzi erzählt, dass sie kurz darauf wiederkommen und ohne zu zögern zum Futter in die Falle gehen.

Nantzi möchte die Kätzchen aber nicht auf ihrem Balkon fangen, weil sie befürchtet, die beiden würden nicht wieder zu ihr kommen. Also stelle ich die Falle neben dem Mäuerchen auf. Es klappt.
Dieses ist das letzte Foto der beiden Kleinen vor ihrer Kastration.

Ende November wird Mini-Papillon kastriert …

und eine Woche darauf sein Bruder Aris.

Schon bald sitzen beide wieder friedlich zusammen auf Nantzis Balkon.

Aris bleit aber sehr scheu und traut sich erst zur Futterstelle, wenn ich gegangen bin. Das wird auch so bleiben, aber Mini schaut schonmal um die Ecke.

Und was ist mit Papillon? Sie bleibt unkastriert und wir sind gespannt, ob sie neuen Nachwuchs mit zur Futterstelle bringt und wer es wohl sein wird.

Aber bis es wieder so weit sein wird, vergehen einige Monate.
Papillons Kindern geht es weiterhin gut. Mini-Papillon schließt Freundschaft mit seinem älteren Bruder Chin, aber auch Aris wohnt, wie man sieht, noch auf Nantzis Terrasse.

2022

Beim starken Schneefall Ende Januar 2022 haben offenbar alle Streuner ein geschütztes Plätzchen gefunden …

denn als der Schnee nach zwei Tagen geschmolzen ist, sind sie wieder da.

Kastration und regelmäßiges Füttern tun Familie Papillon und den anderen Streunern gut. Jeden Tag stellen sie sich zum Füttern ein …

und lassen’s sich schmecken.

Familie Papillon sucht gern den Schutz zwischen Auto und Mauer.

Manchmal sind sie die ersten an der Futterstelle.

Der scheue Aris kommt wie gewohnt erst später hinzu, wenn ich gegangen bin, und Chinnys Bruder Lemmy kommt nur noch selten. Er ist meistens an Mikys oder Mardzis Futterstellen zu finden.

Genau wie Aris und seinen Wurfbruder Mini erwischt man Papillon und Tochter Chioni nur sehr selten zusammen für ein Foto.

Chioni ist die einzige der Familie Papillon, die im Laufe der Jahre etwas zutraulich geworden ist.

So langsam fragen wir uns, ob Papillon wohl auch in diesem Sommer neue Kätzchen bringen wird.
Ende August höre ich, dass in der Nähe der Futterstelle ein schwarzes Kätzchen gesehen wird. Sollte es Papillons Nachwuchs sein? Ungewöhnlich, dass sie ihn noch nicht mitgebracht hat. 
Aber es soll nicht lange dauern … und da ist er.

Am 3. September bringt sie das Kätzchen zum ersten Mal mit.

Wieder einmal überlegen wir, ob, wann und wie sich das Kätzchen fangen lassen wird und hoffen, dass es weniger scheu ist als die Mama.

Diesmal haben wir Glück. Bald versteckt sich das Kätzchen nicht mehr. Wir erkennen, dass es ein Junge ist und nennen ihn Johnny.

Ende Oktober, gleich am ersten Tag, an dem ich mit der Falle zur Futterstelle komme, spaziert Johnny hinein und ich bringe ihn am nächsten Tag kastriert zurück.

Eine Zeitlang versteckt er sich vor mir, aber von Nantzi höre ich, dass er auf ihrem Balkon zu den anderen gezogen ist und sie ihn sogar streicheln darf.

Nun sind wir gespannt auf 2023.

2023

Mitte Januar 2023 bietet sich ein gewohntes Bild:
Chioni, Chinny, Mini-Papillon und Dexi auf der Mauer, Midi und Papillon unten in der sicheren Ecke zwischen Mauer und Auto.

Papillon scheu wie eh und je …

ihre Söhne Mini und Johnny kommen von Nantzi herüber und Aris hält lieber ganz großen Abstand.

Allen schmeckt’s.

Komme ich mal etwas später, warten sie schon …

und dann wird gefuttert.
Links von der Mauer Mini und rechts von der Mauer Midi – die beiden, die Papillon am ähnlichsten sehen. Nur gut, dass sie sich fangen ließen.

Alles geht seinen gewohnen Gang. So geht es auf die Jahresmitte zu.
Längere Zeit habe ich nicht mehr versucht, Papillon zu fangen. Das hat seinen Grund.
Ich wollte sie nicht verschrecken. Mir war es lieber, sie täglich an Georgos Futterstelle zu sehen und dass sie, wenn es wieder einmal soweit war, ihren neuen Nachwuchs mitbringen würde, den ich hoffentlich wieder fangen könnte.

Und nun zum 09. und 10. Juli 2023.
Fast vier Jahre sind vergangen, seit ich Papillon das erste Mal sah.

Am Sonntag komme ich von einem vergeblichen Fangversuch, weshalb ich mit Auto und Falle unterwegs bin.
Die Katzen warten schon, Papillon sitzt unter dem Auto.
Ich weiß nicht warum, aber es juckt mir in den Fingern – hat Papillon immer noch Angst vor der Falle?
Ich füttere die anderen abseits, stelle die Falle in die Ecke zwischen Mauer und Auto, lege Futter hinein.
Papillon schaut zu und … sie verschwindet nicht, nähert sich der Falle, nimmt das Futter, traut sich dabei sogar mit dem Kopf bis zur Mitte hinein.
Ich kann’s kaum fassen.

Mein Gefühl sagte mir, wenn sie sich so viel traut, dann ist es vielleicht nur eine Frage der Zeit und so fahre ich am Montag wieder mit dem Auto, nehme diesmal aber eine stabilere Falle mit. Sollte Papillon kommen und sich wieder der Falle nähern, dann hätte ich eine Chance, sie zu fangen.
Es wäre nur eine Frage von Geduld und Zeit.

Wie wenig von beidem noch nötig war – das ist unglaublich.
Papillon geht bis hinten in die Falle und tritt auf den Auslöser.

Abends geht’s zur Tierärztin.

Und drei Tage später bringe ich Papillon kastriert zurück an ihre Futterstelle.

wie hatte ich Ende 2019 geschrieben?
„… verschwindet sie durch verschiedene Gärten ganz weit weg und lässt sich tage-, ja manchmal sogar wochenlang nicht mehr blicken.“

Hoffen wir, dass es diesmal nicht lange dauert und wir sie bald gesund und munter wiedersehen.

Tatsächlich, wenige Tage später ist sie schon wieder da und … verschwindet gleich wieder?

Nein, sie bleibt …

und lässt es sich mit den anderen schmecken – als wäre nichts gewesen.

Von ihren Kindern sind heute dabei: Johnny, Chioni, Chinny, Mini, Dexi und Midi.
Tiger und die First Lady auf der Mauer gehören nicht zur Familie Papillon.

Hab weiterhin ein gutes Leben, Papillon!
Wir hoffen, wir sehen sie noch oft im Kreise der anderen an der Futterstelle.

2024

Und – zu unserer großen Freude – tun wir das.
Papillon versteckt sich zwar wie eh und je …

Hier mit ihren Töchtern Chioni (2018) und Midi (2019)

kommt auch nicht mehr so wie früher jeden Tag, aber es geht ihr gut.

Meistens verlässt sie die Futterstelle früher als die anderen.


Wir wissen, wohin Papillon läuft: Über zwei Gärten und zwei Mauern zu einem Hof, wo eine Hütte und Näpfe für Streuner stehen.

Ende Januar kommt auf der Fütterrunde eine Katze zu mir, die ich sonst nur von Weitem sehe.
Ich habe eine Vermutung wer sie sein könnte, denke an eins der Bilder oben auf dieser Seite, suche unter den alten Fotos von 2018 und es bleibt kein Zweifel. Sie ist Papillons Tochter und Chionis Wurfschwester.

Papillons Tochter im Januar 2024
Die Schwestern im Oktober 2018
Papillons Tochter als sie von der Kastration zurückkommt