Meine Reise nach Marousi 11/2023

Meine Reise nach Marousi (12.-16.11.2023)

Knapp ein Jahr nach unserer Gründungssitzung in Bochum war es soweit: Ich bestieg den Flieger nach Athen, um unsere griechischen Mitstreiter kennen zu lernen.

Gleich am ersten Abend ging es los. Doris immer an meiner Seite, weil ich die Sprache (noch) nicht beherrsche.

Wir trafen Spiros und begleiteten ihn auf seiner Fütterrunde, die er jeden Abend nach seiner Arbeit macht – wirklich jeden Abend!
Wie sagte er: „Während die anderen vor dem Fernseher sitzen, mache ich die Runde“, begleitet von seinem Hund Zeus.

Spiros zeigt uns einen Kater, der noch kastriert werden muss


Die Streuner warten schon an jeder Stelle auf ihn …

und bekommen seine „Spezialmischung“ an Futter, von der nichts übrig bleibt.
Er kennt sie alle und spricht mit „seinen“ Streunern. Dabei kontrolliert er, ob sie Verletzungen haben oder krank wirken.

Dieses Kätzchen ist sehr schmusig, hat aber tränende Augen. Sie soll in den kommenden Tagen zum Tierarzt – zum Kastrieren ist sie noch zu jung – das kommt später.

Auf der Runde zeigt uns Spiros zwei Stellen mit jungen Kätzchen, hier werden wir nächstes Jahr versuchen, alle zu kastrieren.

Es ist eine lange Runde – wir sind so 1,5 Stunden unterwegs. Ich frage ihn, warum er das macht.

„Warum ich mich mit Kätzchen beschäftige, ist die Gleichgültigkeit der Menschen gegenüber Tieren und die zahllosen tödlichen Unfälle auf der Straße, und weil ich die Zeit dafür habe, ich habe keine Kinder oder andere Verpflichtungen.
Und natürlich meine Liebe zu Katzen und ihrem Charakter.“

Spiros – Marousi

Dieser erste Gang hat mich sehr berührt. Unsere Verabschiedung ist sehr herzlich. Spiros ist glücklich, dass er mir „seine Streuner“ zeigen konnte und bedankt sich für unsere Unterstützung in Form von Futter, Kastrationen und medizinischer Versorgung für seine über 100 Streuner.
Von seinem Gehalt könnte er das alles nicht in diesem Umfang leisten.
Und hier ist in den kommenden Monaten/Jahren noch viel zu tun.

Am nächsten Tag holen wir einen kastrierten Kater in der Klinik ab, lassen ihn an seiner Futterstelle frei …


und dann kommt die tägliche Morgenrunde von Doris.

Sie kennt natürlich wie Spiros jeden Streuner mit Namen und kann mir ihre Geschichte erzählen und kontrolliert, ob neue Gesichter dabei sind und ob sie fit aussehen. Diese Runde dauert eine Stunde – jeden Tag.
Wir haben Glück, Katzen, die schon eine Weile nicht mehr da waren, treffen wir heute: Doris freut sich sehr, denn der Verkehr ist gefährlich.

Streuner, die schon lange versorgt werden, sehen sehr gut aus, eher wie unsere Freigänger. So fallen neue Katzen und Kater schon optisch durch ihr Fell und ihren Allgemeinzustand auf.

Das beste Beispiel, dass auch Streuner alt werden können ist Pöhlmann, er ist mittlerweile über 20 und wohnt mit anderen Streunern auf Doris’ Terrasse.

Chartreux, Pöhlmann und Bragi

Doris zeigt mir etliche Fangstellen, wo sie erfolgreich Kätzchen und Katzen gefangen und kastriert hat und wo die Streuner nach ihrer Kastration auch bleiben, weil sie regelmäßig von Anwohnern gefüttert werden.
Es sind viele Stellen – gefühlt an jeder Kreuzung und in jedem kleinen Park oder wildem Gelände war Doris schon aktiv. Sollten neue Katzen zu diesen Stellen kommen, wird sie angerufen, damit die Neuzugänge zeitnah kastriert werden können.

Am Nachmittag geht es dann auf Doris’ zweite tägliche Fütterrunde – diesmal nehmen wir das Fahrrad mit – die Streuner kennen schon den Klang 😉

Auch hier treffen wir auf kleine Streuner-Gruppen …

die auf „ihre“ Doris warten und sich auch gern streicheln lassen.

Und ich sehe Papillon– von Weitem …

und einige ihrer Kinder, mittlerweile alle kastriert. Papillon war eine harte Nuss, selbst für Doris 😉

Während unserer Tour zeigt sie mir auch Stellen, wo Menschen einen Unterschlupf für Katzen bieten und füttern, Doris kennt sie alle!

Dienstag geht es dann am Vormittag mit Reinhard ins Zentrum. Hier bekomme ich eine exklusive Führung und Einblicke in die jüngste Geschichte und dann natürlich auch in die älteren Epochen auf der Akropolis.
Wir haben einen straffen Zeitplan, denn am Nachmittag treffen wir uns mit Katerina.

Wir sitzen in ihrer Küche und sie strahlt, dass wir sie und ihre Schützlinge besuchen. Wir bringen ein paar Decken mit und der kleine Poirot inspiziert sie erstmal.


Katerina hat zwei Fundkaterchen, um die sie sich liebevoll kümmert. So klein wie sie waren, hätten sie auf der Straße keine Chance gehabt. Poirot ist Reinhards Patenkaterchen und Loukas ist das Patenkätzchen meiner Eltern.


Wenn die beiden groß genug sind, werden sie als Freigänger im Garten leben wie die anderen an Katerinas Futterstelle.


Leider geht auch diese Begegnung viel zu schnell vorüber.

Abends dann der Anruf von Spiros, sein Motorrad streikt vor Elenis (Kroketas) Laden, er wollte einen großen Sack Futter abholen. So fahren wir hin und transportieren das Futter zu Spiros, während er noch auf den Werkstatt-LKW wartet. Wir freuen uns beide, uns noch einmal zu sehen.

Mittwoch: Ratet mal 😉 Genau! Wir machen uns auf die morgendliche Fütterrunde. Mittlerweile kann ich schon einige Streuner auseinander halten (aber bei weitem nicht alle!).


Und wir treffen Dimitris K., der mit Doris die nächsten Aktionen bespricht.
Danach ein kurzer Besuch an Joannas Futterstelle, wo es sich der inzwischen erwachsen gewordene Billy gut gehen lässt. Joanna hatte Billy, Ankes Patenkaterchen, an einer stark befahrenen Straße gefunden und großgezogen.

Mittags sind wir mit Desi verabredet, sie arbeitet bei unserer Tierärztin Giuliana und will uns ein paar Stellen zeigen, wo es noch viel zu tun gibt.

Los geht’s bei ihrem neuen Zuhause. Auch Desi hat kleine Katzen, die sie nach ihrer Kastration an ihrer Futterstelle freilässt und weiter betreut …

wie den kleinen Kater Stathis, für den Andi eine Patenschaft übernommen hat.

Ein Anruf – wir müssen kurz zur Tierklinik zurück, ein Streuner-Kätzchen in Empfang nehmen, das kastriert werden soll. Eine Bekannte von Desi hatte es gefunden und aufgezogen. Nun ist es alt genug.

Danach zeigt uns Desi ihre Futterstellen am Haus und in der Nachbarschaft.
Manche Anwohner muss Desi erst noch von der Kastration überzeugen.

In Desis Gegend leben noch so einige unkastrierte Katzen, auch Kitten – da haben wir noch viel zu tun.

An einer Baustelle in der Nähe von Desis ehemaliger Wohnung sehen wir wieder eine Gruppe mit 2 Kleinen. Viele Streuner wurden hier von einer alten Dame gefüttert, die verstorben ist. Desi kümmert sich jetzt auch um diese Futterstelle und hat schon viele Katzen zum Kastrieren gebracht.

Das Junge der Schildpattkatze, die Desi noch nicht fangen konnte, wurde von einem der Bauarbeiter adoptiert. Desi kümmert sich um die Impfungen der Kleinen und später um die Kastration.

Und weiter geht es zu Adonis, hier liegt Desis ehemalige Futterstelle, an der 26 bereits kastrierte Katzen gefüttert werden. Da wir nicht zur Fütterzeit ankommen, sehen wir nur einige der Streuner.
Die Gruppe hat ungewöhnlich viele schwarze Katzen, weil eine schwarze Katze dreimal Junge geworfen hatte, bis Desi sie endlich fangen konnte.
Dank Desis und Adonis’ Fürsorge überlebten viele Kätzchen dieser Würfe.

Auch wenn es nicht ihre Zeit ist, bekommen die Katzen Futter von Desi.
Der graue Kater, der vorn im Grünen liegt, muss demnächst zum Tierarzt zum Zähneziehen.

Desis Mittagspause ist zu Ende und wir fahren zurück. Wir lachen, weil wir beide die Sprache des anderen nicht verstehen, aber die Liebe zu den Katzen vereint uns, da braucht es keine Worte, und so verabschieden wir uns auch hier herzlich.

Danach zeigt mir Doris weitere Fangstellen, wo sie schon aktiv war und wo noch viel zu tun ist.

Auf dem Weg sehen wir an der Fangstelle Andreas eine Katze, die Doris schon früher einmal getroffen hat. Sie ist noch nicht kastriert und steht nun ganz oben auf der Liste der zu fangenden Katzen. Doris wird in den nächsten Tagen die Falle mitnehmen. [Nachtrag: Doris hat die Katze ein paar Tage später am 17.11.2023 erwischt, zum Glück – denn sie hatte auch schlechte Zähne.]

Am Nachmittag – na? – richtig! Die tägliche Fütterrunde. Wir schnappen uns die volle Tasche und machen uns auf den nun schon bekannten Weg.

Es ist wie am Vortag, Doris wird freudig begrüßt, einige Katzen wollen erst schmusen und dann fressen.

Andere haben großen Hunger.

Am Ende der Nachmittagsrunde liegt Marias Futterstelle. Im Sommer war Maria nach einer langen Krankheit gestorben. Die Streuner wurden schon über ein Jahr von Marias Sohn versorgt, der aber seit einiger Zeit berufsbedingt selten zuhause ist. Inzwischen bekommen die Streuner von Doris Futter.

Abends fahren wir dann noch los, Katzenfutter einkaufen. Ich lerne Eleni und Vasilis kennen, die beide bei Kroketa arbeiten. Eleni ist traurig, dass wir ihre Fütterrunde nicht mehr gemeinsam geschafft haben. Beim nächsten Mal, verspreche ich ihr, gehen wir ihre Runde.

Und dann ist meine Zeit in Marousi auch schon fast vorbei. Am nächsten Tag bringen mich Doris und Reinhard morgens früh zum Flughafen.

Im Flieger lasse ich die sehr intensive Zeit in Marousi Revue passieren.
Ich bin sehr glücklich, dass wir mit unserem kleinen Verein in Marousi so viele Streuner unterstützen!

In diesen paar Tagen habe ich viele engagierte Tierschützer kennen gelernt, die wirklich ihr letztes Hemd für die Streuner geben und sich mit Herzblut um ihre Streuner kümmern.

Es war der Beginn einer besonderen Reise, um neue Freundschaften zu schließen, mit Menschen, die ich ohne die Streuner nie getroffen hätte.
Uns alle eint, dass wir hinsehen und anpacken, wo sonst keiner hilft.

Nun freue ich mich auf das Wiedersehen mit allen Zwei- und Vierbeinern 😉

Claudia Schlosser