Diese Fangstelle steht beispielhaft dafür, dass durch die Kastrationen nicht unbedingt die Katzenpopulation vermindert wird – jedenfalls nicht schnell, denn dazu braucht es eine längere Zeit, da kastrierte Streuner in der Regel länger leben als unkastrierte – sondern dass durch die Kastrationen das Leiden und Sterben vieler Katzenbabys und Katzenkinder verhindert wird.
2014 lerne ich Irini kennen. Zu der Zeit füttert sie bereits seit acht Jahren eine zugelaufene bräunlich getigerte Katze und seit vier Jahren deren schwarzweiße Tochter. Beide Katzen bekommen immer wieder Junge, die z. B. Krankheiten oder dem Verkehr zum Opfer fallen. Selten überlebt ein Kätzchen das erste Jahr.
Als ich mir die folgende Situation bei Irini bewusst mache, verstehe ich sehr gut, warum Irini sofort damit einverstanden ist, ihre beiden Katzen kastrieren zu lassen:
Von den zwei Würfen pro Jahr der grauen Tigerin mit (niedrig gerechnet) vier Katzenbabys pro Wurf ist nach vier Jahren ein einziges Kätzchen, das schwarzweiße, am Leben geblieben. Nachdem diese Katze geschlechtsreif ist, bekommt auch sie pro Jahr zwei Würfe.
Von Irinis beiden Katzen sind im Laufe von acht Jahren mehr als 90 Kätzchen geboren und gestorben.
Dies sind die letzten vier Katzenkinder, die die ersten Wochen überlebt haben. Irini weiß selten, zu welcher der beiden Mutterkatzen die Jungen gehören, da sie irgendwo im Schuppen hinten im Hof zur Welt kommen und alle zusammen herauskommen, wenn die Kleinen selbstständig werden.
Damit sich die Situation bei Irini ändert, fangen wir Anfang Juli 2014 die schwarzweiße Katze.
Weil sich ihre viel scheuere Mutter erst an die Falle gewöhnen muss, wird sie von Irini über eine Woche lang darin gefüttert.
Die drei Katzenkinder wachsen und gedeihen. Wir bringen sie zum Impfen und hoffen, dass sie überleben.
Die schwarzweiße Katzenmutter kümmert sich rührend um die Drei und Irini ist froh, dass ihre Katzen nun nicht mehr von Katern belästigt werden.
Dieses Kätzchen ist das zutraulichste von den Geschwistern, lässt sich von Irini sogar auf den Schoß nehmen und streicheln. Irini glaubt, es sei eine kleine Katzendame.
Nach der Kastration im Oktober 2014 wissen wir es wieder einmal besser: Das Kätzchen ist ein Katerchen. Irini nimmt ihn freudig in Empfang.
Am Tag darauf liegt er schon wieder mit den anderen Katzenkindern auf dem Lieblingsplatz.
Seine Brüder werden Anfang November kastriert.
Vor Irinis Haustür liegen Mutter Tochter und der letzte Ihrer Nachkommen.
Es sind die Drei, die von der Katzenfamilie geblieben sind.
Den roten und den weißgrauen Kater fand Irini eines morgens tot auf ihrem Hof. Es war zur selben Zeit, als Maria drei Katzenkinder ihrer Futterstelle tot aufgefunden hatte.
Wir waren fassungslos und sehr traurig.
Diese Katze wohnt irgendwo in der Nachbarschaft und kommt nur ab und zu zum Fressen. Im November können wir sie endlich fangen. Nach ihrer Kastration kommt sie immer häufiger und bleibt schließlich ganz bei Irini.
Frühjahr 2015. Irini ist glücklich mit ihren vier Katzen und die haben es gut bei ihr und finden auf dem Hof und im Garten genügend Wohlfühlplätze.
Bei Regen oder Kälte ziehen sie sich in den Schuppen zurück.
Doch im Sommer ändert sich alles. Irinis Mann stirbt. Am Tag der Beerdigung wird in Irinis Haus eingebrochen. Da sich Irini nicht mehr sicher fühlt, zieht sie in eine Wohnung in der Nähe ihres Sohnes. Die Katzen sollen von ihrer Tochter, die in einer Schule in unserer Nähe unterrichtet, weiter gefüttert werden.
In der ersten Zeit scheint es auch gut zu klappen, aber im Herbst sehen wir die Katzen immer häufiger auf der Straße oder bei den Müllcontainern, und wir beschließen, sie jeden Morgen zu füttern.
Alle vier sind noch da.
Jeden Morgen erscheinen sie am Tor, hinter das wir das Futter streuen.
2016 hat es sich schon gut eingespielt. Reinhard füttert auf dem Weg zur U-Bahn bzw. ich auf dem Weg zum Tierarzt oder wenn ich mit Lakis eine Runde drehe.
Kommen wir mal etwas später, warten sie schon am Tor.
Im Juni fange ich in der Nähe einen Streuner, den ich bis dahin selten und wenn, dann nur spät abends sah.
Er ist in keinem guten Zustand, ist sehr abgemagert, an einigen Stellen fehlt Fell und er hat kleine rote Stellen.
Beim Tierarzt bekommt er ein Flohmittel und ich behalte ihn nach der Kastration noch so lange, bis er sein Futter mit dem Wurmmittel gefressen hat.
Dann ist er endlich wieder frei.
Nach einem Monat sieht er schon besser aus …
und später gesellt er sich sogar manchmal zu Irinis Katzen.
Im Herbst und Winter ist es an der Futterstelle unverändert.
Jeden Morgen werden die Katzen versorgt und wenn wir mal nicht können, dann kommt Eleni. Die Katzen hören uns schon von Weitem und warten.
Immer wieder freuen wir uns über das Bild. Es ist der schönste Lohn für unsere Mühe.
Von Irinis Familie zieht niemand in das Häuschen, aber ihr Sohn kümmert sich am Wochenende regelmäßig um das Grundstück. Er und Irini freuen sich sehr, dass wir uns um die Katzen kümmern.
Wir beschließen, diese Fangstelle als Futterstelle Irini in unser Projekt aufzunehmen. Drei Tierfreundinnen übernehmen später die Patenschaft und so ist auch künftig für die Katzen gesorgt.