Als Andreas an der Futterstelle am LKW vorbeikommt und sieht, dass ich die Streuner dort füttere, kommen wir ins Gespräch.
Andreas wohnt in einem Gebiet, wo es noch viele Einfamilienhäuser mit kleinem Hof und Garten gibt.
Obwohl es in seiner Gegend sehr ruhig ist, findet er oft tote Kätzchen auf der Straße.
Als ich Andreas besuche, lerne ich seine Familie sowie Vikki und Alekka kennen.
Alle füttern Streuner.
Ihre Nachbarschaft wird im Januar 2014 unsere erste Fangstelle.
Im Januar und im Februar 2014 werden sechs Katzen und vier Kater kastriert.
Die fünf Streuner auf dem Bild müssen sich nun nicht mehr um Paarung und Aufzucht von Jungen kümmern.
Sie können es sich gut gehen lassen.
Und diese Fünf haben es hoffentlich auch bald besser.
Alle zehn Katzen werden weiterhin versorgt und, sollte eine Katze neu hinzukommen, wird sie zur Kastration gefangen.
Endlich gibt es keinen Nachwuchs mehr an Andreas Futterstelle und er muss nicht mehr ertragen, wie ein Kätzchen nach dem anderen verschwindet.
Anfang März 2015 taucht eine neue Katze vor Andreas‘ Haus auf.
An dem Tag, an dem wir sie fangen, erscheint vor Alekkas Haus eine Glückskatze. Nehmen wir sie doch auch gleich mit zum Tierarzt.
Als ich einige Tage später wieder an der Fangstelle bin, ruft Alekka einen Kater, der im Frühjahr 2014 kastriert wurde.
Der Kater ist abgemagert und putzt sich nicht mehr. Wir bringen den armen Kerl umgehend zum Tierarzt, wo ihm schlechte Zähne gezogen werden.
Schon nach wenigen Tagen frisst er gut und sieht viel besser aus.
Als ich den Kater zurückbringe …
sehe ich die Glückskatze wieder, die vor etwa zwei Monaten kastriert wurde.
Im Bild unten sieht man, dass jemand den Streunern Nudeln hingeschüttet hat.
Würden Andreas und die anderen die Katzen nicht regelmäßig mit Katzenfutter versorgen, müssten sie – wie so viele andere Streuner – nur von Essensresten leben.
Im Juni fangen wir bei Alekka den Kater Aleksis zum Kastrieren, der sehr zutraulich ist und die meiste Zeit auf Alekkas Hof und in ihrem Garten verbringt.
Zwei Monate später ist der Kater schlimm erkältet. Nach einem Besuch beim Tierarzt nehmen wir Aleksis zur Behandlung zu uns und bringen ihn danach zu Alekka zurück.
Aleksis hatte Glück. Es gibt aber auch sehr Trauriges zu verkraften.
Im Herbst läuft Andreas ein sehr abgemagerter roter Kater zu. Er ist leider schon so schwach, dass die Hilfe der Tierärzte zu spät kommt. Der Kater stirbt in der Klinik.
An Andreas‘ Futterstelle werden die Katzen weiter gut versorgt.
Im September 2016 wird der grauweiße Kater leider sehr krank. Er verkriecht sich und als es Alekka endlich gelingt, ihn zu fangen, kann ihm leider nicht mehr geholfen werden.
Im März 2017 hole ich Proedros ab. Er war unter den ersten Katern, die hier kastriert worden sind. Proedros kann nicht mehr fressen und ständig läuft ihm Speichel aus dem Mäulchen.
Als er nach wenigen Tagen zurückkommt, hat er zwar nur noch 4 Zähne, aber das Futter schmeckt wieder. Andreas‘ Tante ist überglücklich …
dass es ihrem Schatz wieder richtig gut geht.
Bis zum Jahresende gibt es keine besonderen Vorkommnisse mehr.
Das Jahr 2018 fängt leider mit zwei Katzenschicksalen an, die uns wieder einmal unsere Machtlosigkeit spüren lassen.
Ein Kätzchen in sehr schlechtem Gesundheitszustand lässt sich nicht fangen, verschwindet und wir sehen es nicht wieder.
Ein anderes Kätzchen lässt sich zwar fangen, aber leider kommt jede Hilfe zu spät.
Wir dürfen aber nicht verweifeln, sondern helfen weiterhin, wo es uns möglich ist, und fangen Streuner zum Kastrieren, damit künftig möglichst wenige Katzen geboren werden, denen es ohne Zuhause so ergehen könnte wie den beiden.
Frühling und Sommer vergehen, im Herbst stellen sich Neuzugänge ein.
Anfang November fangen wir zuerst diese beiden Katzen.
Kastration gut verlaufen und ab geht’s in die Freiheit.
Dann kommen drei Kater an die Reihe.
Während der eine ohne zu zögern in die Falle geht …
lässt sich der andere lange bitten.
Am anderen Tag ist der Stress vergessen.
Unterschiedlicher kann der Weg in die neue Freiheit kaum sein.
Der dritte ist noch so ein lieber Kater.
So geht das Jahr, das an dieser Fangstelle traurig begonnen hatte, mit kleinen Erfolgen zu Ende.
Diese kleinen Erfolge sind es, die uns immer wieder motivieren.
In den Jahren 2019 bis 2022 hören wir nichts von Alekka und Andreas.
Aber Xanthi, die in Alekkas Straße wohnt, war auf uns aufmerksam geworden und brauchte im Oktober 2021 unsere Hilfe.
Sie hatte schon bei der Gemeinde und bei Tierschutzorganisationen angerufen, aber niemand konnte bzw. wollte helfen.
Kater Karl
Kater Karl hatte den größten Teil seines Schwanzes verloren und das Stück, das geblieben war, war offen und heilte nicht. Was passiert war, das weiß Xanthi nicht, aber dass Kater Karl Hilfe brauchte, das war offensichtlich.
Schnell ist Kater Karl gefangen …
und in die Klinik gebracht, wo er kastriert und das wunde Stück seines Schwanzes abgenommen wird.
Leider ist Karl in der Klinik kein bisschen umgänglich. Futter und Wasser in den Käfig stellen und die Katzentoilette säubern waren ein großer Stress für alle Beteiligten. Und so hole ich Karl nach zwei Tagen zu uns, wo er in seinem kleinen Korb ausharren muss.
Das scheint ihm aber gar nichts auszumachen.
Immer, wenn seine Unterlage schmutzig ist, wechselt er brav in einen sauberen Korb.
Jeden Tag stelle ich ihn ein bisschen nach draußen, was er zu genießen scheint.
Jeden zweiten Tag geht’s in die Klinik zum Spritzen. Auch das ist durchs Gitter kein Problem. Karl blieb ruhig sitzen.
Bald braucht er keine Spritzen mehr, bleibt aber sicherheitshalber noch bei uns, bis die Naht vollkommen verheilt ist, denn wir würden ihn so schnell nicht wieder fangen können.
Ein letztes Mal geht’s zur Kontrolle. Die Tierärzte sind zufrieden und Karl kann wieder zu Xanthi zurück.
Dort angekommen, den Schieber vom Korb geöffnet, staunen wir nicht schlecht.
Nach zwei Wochen schickt uns Xanthi Fotos. Karl kommt wie früher erst dann zur Futterstelle, wenn die anderen Katzen nicht mehr da sind, und trollt sich, wenn er satt ist. Xanthi weiß nicht, wohin.
Wenige Monate später ändert sich das Bild. Kater Karl frisst friedlich mit den anderen Streunern zusammen.
Ein Jahr später wohnt Karl in Xanthis Garten und streift nur noch hin und wieder durch die Nachbarschaft.
Hab ein gutes Leben, Kater Karl!
Allen, die mit ihren Spenden dazu beigetragen haben, dass wir Kater Karl helfen konnten, ein ganz herzliches Dankeschön – besonders von Xanthi.
2023 gibt es wieder bei Alekka zu tun.
Im März ruft sie mich an, weil plötzlich unbekannte Katzen in ihren Garten kommen.
Um mir ein Bild von der neuen Situation zu machen, fahre ich in den nächsten Wochen jeden Vormittag zu Alekka um zu füttern – die Falle immer dabei.
Bald sind die ersten Katzen gefangen:
Zwei Katzen müssen erst an einen Korb gewöhnt werden, weil sie Angst vor der Falle haben.
Der zutrauliche Kater Mickey lässt sich zum Glück bald fangen, nachdem er mit vielen Verletzungen im Gesicht zur Futterstelle gekommen war.
Mickeys Wunden werden behandelt. Er bleibt eine Woche in der Klinik, wo die Wunden gut heilen, und darf dann wieder an seine Futterstelle zurück.
Bald ist alles vergessen. Und was am schönsten ist, Mickey und Merlin, die sich immer gezofft haben, vertragen sich nach der Kastration. Alekka kann’s kaum fassen, als sie die beiden aus einem Napf futtern sieht.
Im Sommer füttert Alekka vier Katzen in ihrem Garten: Meli, die schon 2014 kastriert wurde, Merlin, Mickey und Marta.
Da es in der Nachbarschaft noch einige unkastrierte Katzen gibt, füttere ich an verschieden Stellen weiter, fange im Sommer eine Glückskatze und im Oktober eine weitere …
sowie zwei junge Kater.
Alekkas Katzen sind zu dieser Zeit immer häufiger außerhalb des Gartens zu sehen und ich erfahre, dass Alekka krank ist und kaum mehr aus dem Haus kommt.
Also füttere ich die vier erst einmal außerhalb des Gartens.
Ich habe Alekkas Nachbarschaft längst in meine morgendliche Runde integriert und füttere dort um die zwölf Katzen. Auf die Dauer könnte das ein finanzielles Problem werden …
Aber zunächst sind noch nicht alle Streuner kastriert und das Problem wird verschoben.
Wer gesellt sich denn da zu den Vieren?
Es ist einer von Xanthis Streunern, der stark erkältet ist. Schnell ist er in die Klinik gebracht und kommt nach der Therapie ohne Schniefnase zurück.
Marie sehe ich seit ihrer Kastration häufig. Hier ist sie mit Minna zusammen, die Mitte November kastriert wird.
Im November werden außerdem zwei junge Streuner kastriert, die täglich kommen …
sowie ein Kater und eine Katze, die nur hin und wieder vorbeischauen. Sie werden vor einem Geschäft in der Nähe gefüttert.
Mit so vielen Kastrationen hatten wir nicht gerechnet – und es ist noch nicht zu Ende.
Zu diesem Hübschen hatte ich mir notiert: „Schwarzweißer noch zu fangen“. Drei andere sind so scheu, dass ich sie gar nicht fotografieren kann.
Ich füttere also an verschiedenen Stellen weiter, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, werden wir die Streuner auf Dauer satt bekommen?
Mitten in diese sorgenvollen Gedanken schneit die Nachricht einer Tierfreudin, dass sie und ihre Lieben uns zu Weihnachten etwas spenden möchten, oder ob uns vielleicht eine Patenschaft lieber wäre …
Auf einmal waren alle Sorgen wie weggeblasen.
Es wird in dieser Nachbarschaft weitergehen und aus der Fangstelle Andreas wird die Futterstelle Filia – Freundschaft.